Die Reportage mit Dr. Jürgen Dietrich
vom Staatsweingut Meersburg
im September 2012
Dr. Jürgen Dietrich :
...........Warum wir noch Wein mit Naturkork verkaufen, obwohl wir ja schon lange hätten umstellen können. Zum Einen ist es natürlich ein gewisses Traditionsbewusstsein, wir sind ja auch ein sehr altes Weingut. Der Kork ist nun mal der traditionelle Flaschenverschluss. Ein bisschen hängt es auch mit dem Wunsch der gehobenen Gastronomie zusammen, denn der Ritus des Öffnens einer Weinflasche wäre damit hinfällig. ......
Es ist schlicht auch ein Stück Weinkultur die damit verloren geht.
Man kann freilich sagen, gut, es hat letztendlich alles nur den praktischen Hintergrund um einen Fehler auszusortieren (den Korkgeschmack, Anm. des Verfassers), das stimmt natürlich, aber es ist letztlich schon ein bisschen was verbrochen. (durch die Einführung des Schraubverschlusses, Anm. des Verfassers).
Wenn Sie schauen wie viele Hundert Jahre es schon den Korkenzieher gibt.
Meines Erachtens wäre es schade, wenn so etwas komplett von der Bildfläche verschwinden würde. .......
Was für uns ein ganz wesentliches Thema darstellt, ist die Tatsache, dass der Kork ein natürlicher Verschluss ist.
Wir sind seit diesem Jahr auch zertifiziert, das bedeutet, dass wir so schonend wie möglich mit allem was Ressourcen anbetrifft, umgehen wollen. Das heißt so natürlich wie möglich zu arbeiten, so nachhaltig wie möglich zu arbeiten. Wir haben eine Co2 Bilanz bei uns im Betrieb erstellen lassen und da ist selbstverständlich ein Thema auch der Flaschenverschluss. Es ist halt einfach so, dass ich bei dem Aluminiumverschluss einen deutlich höheren Energiebedarf und Rohstoffbedarf habe als beim Kork. ..........
Die Reportage mit Bernhard König,
vom Weingut Wolfram und Bernhard König in Randersacker. Unterfranken im Januar 2013
Bernhard König:
...."Die Korkfirmen sind verantwortlich dafür, dass sich so viele Weinerzeuger vom Naturkork abgewandt haben. Mit der Korkrinde wurde nicht immer hygienisch umgegangen, darum gab es eine Zeit da haben viele Kollegen gesagt, wir wollen kein Risiko mehr eingehen und nehmen nur noch den Schraubverschluss....
Heute sind die Korken qualitativ wieder besser geworden und wir, das Weingut König, wollen mit unserer Haltung dazu beitragen, dass der umweltzerstörende Abbau von Bauxit zur Aluminium Herstellung nicht noch mehr werden muss und den Erhalt der Korkeichenwälder halten wir auch für wichtig....
Die Weinentwicklung, gerade beim Rotwein, ist mit einem Kork als Verschluss eine andere als die mit einem Schraubverschluss. Weil einfach die Reife eine andere ist, man hat doch eine gewisse Mikrooxidation, wenn man einen guten Kork hat. Die Kohlensäure entweicht mit der Zeit und wenn ich also einen Rotwein habe der sechs sieben Jahre gelagert ist will ich da nichts spritziges mehr finden, dann soll der Wein eine schöne Reife mit sich bringen und gerade beim Rotwein stört die Kohlensäure ja ehr.
Der Naturkork hat im internationalen Bereich immer noch einen hohen Stellenwert. Ich erlebe es hier bei Winzern die richtig hochwertige Weine mit Naturkork abfüllen, denn in bestimmten Kreisen und guter Gastronomie wird es nicht akzeptiert, dass so ein Wein ein Schraubverschluss hat."....
Die Reportage mit Johannes Teutsch
vom Weingut Teutsch in Leutershausen an der
"Badischen Bergstraße" im Mai 2015
Johannes Teutsch :
....Für einen guten Wein sollte man sich auch einen guten Korken leisten.
Den Preis den man dafür bezahlt lohnt sich allemal, denn ein guter Korken ist auch ein guter Verschluss für den Wein. ...
Unsere Einstellung zum Naturkork ist unverändert positiv und wenn ein Kunde mal einen Wein mit einem Korkgeschmack erwischt und zurück bringt, bekommt er selbstverständlich Ersatz.
Was wohl gelegentlich ein Problem ist, es trauen sich wie es scheint nicht alle einen Wein mit Korkgeschmack zu Reklamieren. Es gibt wahrscheinlich eine Dunkelziffer, Kunden, die mal einen Wein gekauft haben der nach Kork schmeckt und sich dann sagen, da gehe ich gar nicht mehr hin. ( Vermutung, Anm. des Verfassers) Das ist natürlich dann weniger gut. Ich würde den Wein ersetzen das ist alles gar kein Problem. Das sind die Kunden um die es schade ist.
Durch die Konkurrenz der Korkproduzenten untereinander sind Korken mittlerweile so hergestellt, dass das Thema Korkgeschmack bei uns doch sehr, sehr selten geworden ist. Weil viele meiner Kollegen keine Korken mehr brauchen bekomme ich viel besseres Material zu kaufen. Wie ich seit einiger Zeit beobachten konnte ist die Qualität der Korken wesentlich besser geworden.
Wir haben durch Korkgeschmack "weniger" als ein Prozent Ausfälle. ...
Einer unserer Besten Kunden hat einmal gesagt, "wenn sie was anderes als den normalen Kork verwenden komme wir nicht mehr zu ihnen". Das war für meinen Vater mit ein Grund auch weiterhin beim Kork zu bleiben.
Der Schraubverschluss hat auch seine Probleme.
Das ganze Thema Kork ist auch ein sehr emotionales und wie sie auch ganz richtig am Anfang gesagt haben, es ist schon irgendwie wichtig diese Tradition beizubehalten. ....
Die Reportage mit Martin Albrecht
vom Weingut Martin Albrecht aus Flein
in Württemberg, im Juni 2015
Martin Albrecht:
Es ist ein großes Problem in unserem Berufstand dass der Unterschied wie man wirklich arbeitet, was man denkt, was man fühlt und wie man sich nach außen verkauft stark differenziert.
Ich werde mich solange wie es geht auch dagegen wehren (gegen den Schraubverschluss, Anm. des Verfassers), denn es gibt eigentlich nichts schöneres, nichts scharmanteres als einen klassischen Verschluss der durch einen Korkenzieher herausgezogen wird.
Es gibt mehrere Gründe warum wir dem Kork die Treue halten. Es ist nicht nur der Kork dem wir die Treue halten sondern diesem ehrlichen klassischen Kulturgut Wein da gehört noch weitaus mehr dazu. Da gehört auch der Pflanzenschutz dazu, dass man so wenig wie möglich Pflanzenschutz betreibt und so natürlich wie möglich arbeitet. Vor allem auch, dass nicht nur konsumorientiert im Keller gearbeitet wird. Das heißt, dass die Weine nicht geschönt werden, "dass man sie Wein werden lässt" und auch dementsprechend trocken ausbaut. Die Weine sollten eigentlich durchgegoren sein und wenn man eine hochwertige Qualität erzeugt dann brauchen die Weine nicht geschönt und nicht gesüßt werden. Wir haben ja in Deutschland diese Ausnahme, dass durch die Bank die Weine extrem süß gemacht sind, ich denk mal weil sie kein Rückrad mehr haben. Weil der Konsument daran gewöhnt wurde. Wenn sie nach Frankreich gehen da spielt es überhaupt keine Rolle die ganze Nation trinkt trockene Weine. Warum hat man nur den deutschen Erzeuger dazu gebracht diesen extrem weich gemachten, süß gemachten Weine zu trinken. ....
Unseren Kunden geht es in erster Linie darum, dass der Wein so bleibt wie wir ihn früher gemacht haben. Dieses trockene ungeschönte, ein ganz ehrlicher Wein und dazu gehört eigentlich auch ein traditioneller Verschluss. .......
Seit 2011 benutzen wir diesen DIAM Korken.
Ich habe in Australien gearbeitet, vor über 12 Jahren und bin da bei einem Bio Winzer auf diesen Verschluss gestoßen. Der war damals nur wenige Jahre alt. DIAM hat vor 14 - 15 Jahren begonnen auf den Markt zu kommen. Ich fand damals den Verschluss schon sehr interessant ich hab mir dann ein paar Flaschen gesichert und nach einigen Jahren geöffnet. Das war für mich eigentlich überzeugend so dass ich gesagt habe man muss immer abwägen, es gibt mit Sicherheit nichts perfekteres als einen perfekten Naturkorken. Unabhängig jetzt vom Preis und von der Verfügbarkeit, aber man muss ganz klar sehen dass es ja auch eine ökologische und ökonomische Verantwortung auch vom Betrieb ist was für Verschlüsse man verwendet. .......
Es gibt mit Sicherheit einen Grund warum modern schnell gemachte Weine auch gerne mit einem hermetischen (Schr.) Verschluss versehen werden, dass sie eben nicht noch schneller reifen, weil sie schnell genug schon kaputt sind.
Viele deutsche Winzer leben diese Tradition mit dem Kork nicht mehr, sie nutzen sie aber als Verkaufsargument (wie z.B. Wein-Werbeprospekte mit Korken, Anm. des Verfassers).. Wenn sie ins europäische Ausland gehen in dem die Weinkultur zum Teil noch sehr stark gelebt wird stellt sich diese Frage überhaupt nicht. Da finden sie erstens keine süß gemachten Weine und zweitens keine modernen Verschlüsse die sich für dieses Produkt gar nicht eignen.
Ich hatte auch mal Kunststoff Korken aus der Not heraus weil es damals einfach so war. Ich hab mich dann dagegen gewehrt. Es gibt überall Lernprozesse und sie müssen manche Dinge einfach ruhig durchleben damit sie weiter kommen. Ohne diese Erfahrungen kommen sie nicht an ihren Punkt und dann brauchen sie auch das Alter dazu. Erfahrung bringt einfach sehr viel und sie müssen ein paar Sackgassen erleben bis sie irgendwann relativ sinnvoll vorwärts kommen.
Die Reportage mit Jochen Ratzenberger
vom VDP Weingut Ratzenberger aus Bacharach
am Mittelrhein August 2015
Jochen Ratzenberger :
Wir verwenden seit Jahren 100 % Kork und wir sind auch der Meinung dass er für unsere Weine das Optimale ist. ....
Unsere Weine reifen einfach am besten mit Kork. Ich muss auch sagen, wir haben im Gegensatz zu vielen anderen Weingütern, einen gewissen Anteil Weine die wir zwei, drei, fünf, sieben, acht, Jahre lagern und dann erst verkaufen. Die Weine sind wundervoll mit Kork und Schraubverschluss ist ne Katastrophe. ....
Da ist auch immer viel eigenes Empfinden, wir haben das mit unseren Kollegen vom VDP getestet ( ) sie waren der Meinung der mit dem Schraubverschluss wäre der Interessantere, Frischere. Frischer ist der, aber nicht besser. Frisch ist nicht immer besser, oft kratzig schön gereift im Sinne von leichten Oxidationsnoten durch den Korken. Wir haben jahrelange Erfahrung wo wir sehr, sehr positiv beeindruckt sind. ....
Unseren Rotwein lassen wir 2 Jahre im Holzfass liegen wie in Frankreich und dann liegen die noch mindestens ein Jahr in der Flasche ansonsten sind die viel zu frisch und meiner Meinung nach brauch ich es beim Riesling auch. ...
Wir haben einen hohen Anteil Export. Unsere Exportkunden sagen, selbst in Amerika, ohne Kork haben wir 60 % weniger Umsatz. Da brauche ich über nichts anderes mehr nachdenken. Ich möchte keine zwei Scharchen herstellen eine mit Schraube und eine mit Kork, das macht ja überhaupt keinen Sinn. ...
Die Tolleranzen beim Korkgeschmack liegen glaube ich bei 5 % aber unsere Erfahrung hat gezeigt, 99 % oder 99,9 % der Korken sind mittlerweile so gut selektiert dass sie kein Trichloranisol haben, nie mehr, fast nicht mehr. Es gibt natürlich ab und zu mal so einen leichten Stumpf Ton. Mein Gott, wenn sie unter 1000 Flaschen 3 haben die ein bisschen beeinträchtigt sind, dafür sind aber 997 viel besser wie das adäquate Produkt mit Schraubverschluss ist das doch o. K. ....
Die Korken sind so gut, viel besser wie technische Verschlüsse die verzeihen jetzt alles, die verzeihen alles mögliche. Die verzeihen Quetschfalten in der Anlage, die verzeihen auch Unrundigkeiten, viel besser wie irgend was anderes, es ist halt ein Naturprodukt. ....
Wir haben keinerlei Bedarf da was umzustellen, wir gelten hier als hinterweltlerisch, sehr, sehr gerne, wir sind gerne ein bisschen antiquiert und wir haben da überhaupt kein Problem damit. ....
Man hört da so durch die Blume, dass die Tendenz wieder zurück zum Kork ist, bei den besseren Weinen, also ganz schlimm kann unsere Entscheidung nicht sein. Wir sind sehr zufrieden damit und ich meine sie müssen eines sehen wir waren jetzt auch zwei, drei mal in Portugal und haben uns das angeschaut. Der Kork, der Weinkork ist das Premium Produkt der Korkindustrie. Ohne Weinkork bekommen sie Eukalyptus Wälder in die Gebiete und mit den Eukalyptus Wäldern senken sie den Grundwasserspiegel ab und das Land wird irgend wann versteppen über kurz oder lang eigentlich eher über kurz, 10 Jahre ist der Grundwasserspiegel zwei, drei Meter tiefer, dann haben sie da ne Steppe.
Irgendwie erzählen alle von Nachhaltigkeit, ganzheitlichem Denken, aber dann machen sie so einen Unsinn, dann muss da so ein ( ) Schraubverschluss drauf.
Ein bisschen Nachdenken, dann braucht man keine CO 2 Bilanz oder sonst was, das versteht jeder sofort. ....
Es ist ganz klar, rechnen sie mal 100 000 Flaschen mal 25 Cent ( Einsparung bei jeder Flasche mit Schraubverschluss, Anm. des Verfassers ) das ist schon Geld, da brauchen wir uns nicht darüber unterhalten, aber wir geben das Geld gerne für gute Korken aus.
Die Reportage mit Dominik Sona
Vom VDP Weingut Koehler-Ruprecht aus Kallstadt
in der Pfalz, im September 2015
Dominik Sona:
......Wir sind schon ein sehr altes Weingut. Die Familie Ruprecht kam nach dem 30-jährigen Krieg in die Pfalz und betrieb lange Zeit einen Mischbetrieb. 1926 sind sie in den Verband der Naturweinversteigerer eingetreten und somit auch von Anfang an im VDP dabei. Seit dieser Zeit ist der Weinbau konsequent ausgebaut worden. Nun wird schon relativ lange in diesem Betrieb ausschließlich Weinbau betrieben. ......
60 % unserer Weine verkaufen wir im Inland, davon sind 75 % Privatkunden, 40 % geht in den Export. Die USA ist unser Hauptexportmarkt und da ist der Naturkork gefragt. Wir hatten nur eine Anfrage in Sachen Schraubverschluss. In den USA, also in unserem Hauptexportmarkt ist eigentlich der Kork das favorisierte Verschlussmittel. Schraubverschluss gilt dort als billig Produkt und geht überhaupt nicht für unsere gehobene Preisklasse. .....
Wir füllen alle Weine mit Kork, denn wir sind der Meinung, dass das besser ist für den Wein. 0,3 oder 0,2 % Korkton akzeptieren wir, da gibt es überhaupt keine Diskussion. Unsere Kunden begrüßen dies ja auch. Wir bleiben bei unserer Position. Unser Wein ist eigentlich zu hochwertig für die einen Schraubverschluss. Diese Weine müssen 2 bis 3 Jahre in der Flasche reifen um sich zu entfalten und so sehe ich keinen Sinn in einem Schraubverschluss. .....
Der Schraubverschluss ist für uns auch nicht relevant, weil ich es immer wieder erlebe, wie sich unsere Weine mit einem Korken besser entwickeln. Die liegen ja extrem lange auf der Hefe und reifen später lange nach, also wir haben Weine die kann man nach 15 Jahren noch trinken, problemlos und ich habe den Eindruck dass der Korken den Luftaustausch so minimal zulässt dass es dem Wein förderlich ist und der Schraubverschluss die ganze Geschichte versiegeln würde. .....
Wir führen keine Statistik über TCA Probleme, aber mit 0,2 oder 0,3 % Korkgeschmack können wir leben. Das ist auch das was die Hersteller sagen. Man sagt ja man trifft nie zwei neben einander aber es gibt es auch, dass mal zwei Flaschen gleich hintereinander Kork haben und dann kommt lange gar nichts mehr. Das sind Sachen die man nicht ganz genau benennen kann. Ich glaube das könnte man nur genau Recherchieren wenn man alle Flaschen gleichzeitig öffnen würde. Aber so was ist für uns kein Grund um auf Schraubverschluss umzusteigen. .....
Wir haben verschiedene Korkqualitäten, das ist ganz logisch, das ist preisabhängig. Die günstigeren Kabinett-Weine haben auch einen etwas günstigeren Kork, die hochwertigeren Weine einen teureren Kork.
Für unsere Weine geht das nicht mit Schraubverschluss und ich mag unsere Weine sehr. Auf jeden Fall werden wir beim Naturkork bleiben, da wird sich nichts ändern, das macht unser Wein nicht mit. Davon bin ich fest überzeugt, da müsste schon viel passieren, dass wir unsere Meinung ändern würden.
Uns sind noch keine Kunden wegen dem Naturkork abgewandert, solche Probleme haben wir nicht. Unsere Kunden mögen den Wein so wie er sich bei uns durch die Verwendung des Naturkorks verändert.
Im Gegensatz zu anderen Weingütern wollen wir unsere Geschmacksrichtung nicht ändern. Ich halte vom zweigleisig fahren nicht viel. Das machen die Weinerzeuger die einen Wein möglichst schnell an den Mann bringen wollen. Bei den Weinen von uns die nicht für lange Lagerung gedacht sind verwenden wir darum einen einfacheren Kork. ......
Ich kann es auch nicht ganz verstehen warum vom VDP keine ausdrückliche Empfehlung zum Naturkork mehr ausgesprochen wird. !